VDD Gruppe Artland-Südoldenburg seit 1938
Zu Pfingsten 1938 setzten sich im Artland einige Freunde des drahthaarigen Vorstehhundes zusammen, um über die Gründung einer eigenständigen Drahthaargruppe zu diskutieren. Der Anlass war die große räumliche Entfernung zur Landesgruppe Niedersachen in Hannover, daraus resultierend mangelnde Kontakte und nicht genügend Mittel, um eigenständig und eigenverantwortlich im Bereich Artland Prüfungen durchzuführen. Das waren die zwei Hauptgründe für ein Selbständigmachen von DD-Mitgliedern in sogenannte Bezirksgruppen, die in der Folgezeit auch in anderen deutschen Regionen zum Anlass genommen wurden, neue Gruppen zu gründen. Die vorhandene Organisationsstruktur des Vereins Deutsch-Drahthaar unterstützte diese Entwicklung. Heute kann man sagen, dass alle diese Gründungen, so auch die Gründung der Gruppe Artland, richtig waren.
Laut Protokoll der Gründungsversammlung ist zu erwähnen, dass bei der Zucht großer Wert auf hervorragende Blutführung und Familienanschluss und damit verbunden die Leistungen, insbesondere das Verlorenbringen gelegt wurden.
Die genaue Zahl der Gründungsmitglieder lässt sich aus den Protokollen seit der Gründung zu Pfingsten 1938 nicht mehr zurückverfolgen, jedoch erwähnt der erste Geschäftsbericht des ersten Vorsitzenden der Bezirksgruppe Artland, Heinrich Lürding aus Andorf:
„Das Jahr 1938 brachte uns die Abtrennung von der Provinzialgruppe Niedersachsen; die Zugehörigkeit hatte sich für unsere Gruppe als unvorteilhaft erwiesen und wirkte sich hemmend für unsere Veranstaltungen aus; nunmehr sind wir in der Lage, jedes Jahr wenigstens eine Prüfung nach den Verbandsregeln durchzuführen.“
Ende des Jagdjahres 1937 betrug die Zahl der Mitglieder 56 und erhöhte sich im Laufe des Jahres 1938 auf 83 Mitglieder.
Räumlicher Schwerpunkt der Gruppenarbeit waren zunächst die Landkreise Bersenbrück, Cloppenburg und Vechta.
Allein die Betrachtung der heutigen engmaschigen Gliederung in Orts- und Bezirksgruppen im VDD lässt erkennen, dass damals im Raum zwischen Weser und Ems in immer schon wildreicher Landschaft der drahthaarige deutsche Gebrauchshund in der übergeordneten Provinzialgruppe Niedersachsen nur unzulänglich betreut und wenig gefördert werden konnte.
Die Neugründung der Gruppe Artland war mithin logische Konsequenz und reiht sich ein in jene rasante Entwicklung, die Deutsch-Drahthaar seit seiner Gründung 1902 genommen hat.
Die Gesamtentwicklung des VDD seit seiner Gründung,möge die nachfolgende Auflistung verdeutlichen:
1902 Gründung „Verein Drahthaar“ am 11. Mai
1904 Umbenennung in „Verein Deutsch-Drahthaar“ –VDD-
1906 Mitgliederzahl im gesamten Reichsgebiet: 165
1910 Mitgliederzahl: 234; Einteilung nach Ländern, u. a. Hannover, 5 Mitglieder
1914 Gesamtmitgliederzahl: 254; Gründung einer „Ortsgruppe Süd“ als erste Gruppengründung mit landschaftlichem Bezug 1920/21 Entwicklung weiterer Ortsgruppen, u. a. „Hannover“ (Reg.-Bez. Hannover und Celle)
1924 Nummerierte Gaue des VDD: 1 Altmark, 2 Baden- Württemberg, Hohenzollern, Brandenburg, 4 Hessen, 5 Magdeburg, 6 Mecklenburg, Mittelrhein, 8 Niedersachsen, 9 Niedersachsen-Hannover, 10 Osten, 11 Pommern, 12 Saale- Elster, 13 Sachsen-Oberfranken, 14 Schlesien, 15 Westfalen, mit den Ortsgruppen Dortmund, Hamm, Sauerland, 16 Thüringen
1925 17 Nordmark, 18 Hansa, 19 Ruhr-Lippe, 20 Bayern; später noch: Hinterpommern, 22 Münsterland sowie Böhmen, Österreich, Holland
ab 1928 Förderung der Neubildung von Ortsgruppen innerhalb der Gaue mit großen Gebieten, Gesamtmitgliederzahl: um 2.000
1933-45 Umbenennung in „Fachschaft DD“ im Reichsverband für das deutsche Hundewesen (RDH). Umbenennung der Gaue in Landes-, Provinzial- und Bezirksgruppen, u. a. Provinzialgruppe Niedersachsen, Gesamt-Mitgliederzahl VDD um 3.000 (1939)
1938 Gründung Gruppe „Artland“
1952 Umbenennung in Gruppe „Artland-Südoldenburg“
1958 Gründung Gruppe „Osnabrück“
1963 Gründung Gruppe „Ostfriesland-Nordoldenburg“
Während die Gründung der Gruppe „Osnabrück“ durchaus nicht mit Wohlwollen des Nachbarn „Artland-Südoldenburg“ erfolgte, wurde die Neugründung der Gruppe „Ostfriesland-Nordoldenburg“ jede Unterstützung zugesagt. Mit dem bei der Neugründung federführenden späteren langjährigen Vorsitzenden Fritz Hey, Hude, wurde eine Vereinbarung über die räumliche Abgrenzung getroffen; man legte eine südliche Grenze über Elsfleth, Oldenburg, Hunte-Emskanal, Küstenkanal, bis zur niederländischen Grenze.
Wie man heute weiß, hat die zunächst zwiespältig gesehene Gründung dieser beiden Gruppen zu gutnachbarlicher Zusammenarbeit geführt. Alle drei Gruppen sichern heute in gegenseitiger Unterstützung eine erfolgreiche Vertretung der Belange des VDD im Raum Weser-Ems-Teutoburger Wald.
Die z. T. wohl kriegsbedingt unvollständige Protokollführung macht es dem Chronisten schwer, lückenlos zu berichten. Bezeichnend mag sein, dass im 1. Geschäftsjahr von 1938 ein Protokoll über die Gründungsversammlung fehlt. Auch vermisst man die Erwähnung eines gewählten Vorstandes. Dagegen hat der unterzeichnende 1. Vorsitzende Heinrich Lürding, Andorf, eine so ausführliche Berichterstattung über das erste Prüfungsjahr einschließlich Beschreibung der Hunde mit Abstammung und ihrer einzelnen Arbeiten niedergeschrieben. Die lässt erkennen, wo unsere Gründer ihre Schwerpunkte sahen: in der Arbeit mit dem Hund und seine Zucht.
Prüfungsgeschehen
Die erste VJP fand am 15. April 1939 in den Revieren Quakenbrück, Groß Mimmelage und Gut Vehr statt. Es erschienen 33 Hunde, von denen 31 durchgeprüft wurden und einen Preis erhielten. Im gleichen Jahr wurde in den Revieren um Vechta des M. Graf von Merveldt die erste eigene VGP abgehalten, zu der 10 Hunde erschienen, von denen 8 in die Preise kamen. An der Hegewald-Zuchtprüfung 1938 in Breslau nahmen 3 Hunde mit ihren Führern Revierjäger Köhne, Bakum und H. Augustin, Hausstette erfolgreich teil, wobei Herr Köhne 2 Hunde führte.
Die lückenhafte Berichterstattung während der Kriegsjahre greift dann erst wieder mit dem Datum des 01.07.1946 auf die im Kriegsjahr 1944 am 3. April durchgeführte VJP zurück. Hierzu erschienen 23 Hunde, 13 DD und 10 DK. So fand 1945/46 keine VJP statt, dafür wurden 1947 aber zwei Jugendsuchen durchgeführt. Seit 1949 wurde dann wieder jährlich eine VJP ausgerichtet, seit 1973 führt die Gruppe nunmehr jährlich bei steigenden Meldezahlen zwei Jugendsuchen durch, teils aus organisatorischen Gründen, teils der besseren Übersichtlichkeit einer solchen Sichtungsprüfung wegen.
Artland-Südoldenburg richtete eine eigene HZP erst 1973 in Lathen aus, seit 1980 dann aber regelmäßig in Eigenregie in den Revieren um Holdorf. Dies mag seine Bewandtnis darin haben, dass in den sechziger Jahren sich unsere Gruppe über die Landkreise Bersenbrück, Cloppenburg und Vechta stark in das Emsland hin ausweitete, wobei viele Mitglieder auch Mitglied im JGV Emsland waren. Dort aber wurden jährlich zwei Herbstzuchtprüfungen abgehalten. Bei einer sich über Jahre entwickelten Zusammenarbeit führten unsere Mitglieder dann dort ihre Hunde.
Dazu muss man wissen, dass zu jener Zeit noch eine HZP einer DD-Gruppe unabdingbar „mit Hasenspur“ vorgeschrieben war, wenngleich der JGHV hier eine andere Ansicht vertrat, was zu erheblichen Differenzen im VDD intern, aber auch im Außenverhältnis zum JGHV führte. So stellte noch 1970 eine Gesamtvorstandssitzung aus gegebenen Anlass zum Begriffswirrwarr „Hegewaldzuchtprüfung“, hier HZP mit und HZP ohne Spur dort fest, dass für eine DD-Gruppe eine HZP ohne Spur nicht zulässig sei; eine solche Prüfung o. Sp. wurde dann aber akzeptiert, wenn sie in Arbeitsgemeinschaft mit einem federführenden Jagdgebrauchshundeverein durchgeführt wurde. Die Zusammenarbeit mit den Emsländern wurde den Vorgaben somit gerecht. 1977 aber war es die Zuchtwartetagung selbst, die frühere Beschlüsse abwandelte, indem sie die Eintragung „aus auf Form und Leistung geprüften Eltern“ ausdrücklich nicht mehr von einer bestimmten HZP mit Hasenspur abhängig machte.
Beginnend mit der VGP 1938 um Vechta in den Revieren des M. Graf von Merveldt wurden z. T. federführend, teils in Arbeitsgemeinschaft mit dem JGV Oldenburg, später auch mit dem JGV Emsland die Verbandsgebrauchsprüfungen durchgeführt, in den letzten dreißig Jahren in Eigenregie.
1969 richtete die Gruppe Artland-Südoldenburg „ihre“ erste Hegewald-Zuchtprüfung um Vechta aus. Prüfungsleiter dieser 39. Hegewald war der langjährige 1. Vorsitzende unserer Gruppe und Vorsitzende des VDD, Theodor Schnepper. Dr. Ludwig Alberty, Damme, leitet die 58. Hegewald-Zuchtprüfung 1990 um Holdorf. Erstmalig nach vielen Jahren trafen sich hier alle Deutsch-Drahthaarfreunde aus dem wiedervereinigten Deutschland zur Hegewald. Gemeinsam mit der Gruppe Osnabrück richtete unsere Gruppe die 81. Hegewald-Zuchtprüfung 2014 in Riesenbeck aus. Neben Hans Bullerdiek, dem Vorsitzenden der Osnabrücker Gruppe, leitete Johannes Krage, Spelle-Venhaus, als Vorsitzender unserer Gruppe diese renommierte Prüfung.
Die Entwicklung des Jagdgebrauchshundewesens in den letzten 30 Jahren in unserer Region mit den Neugründungen zahlreicher Jagdgebrauchshundevereine, wohl auch die Einführung der Brauchbarkeitsprüfung durch den Gesetzgeber unter der Federführung der Landesjägerschaft Niedersachsen, hat die zentrale Sichtung des DD-Nachwuchses durch unseren Zuchtverein erheblich beeinflusst. Die Nennungszahlen bei den Prüfungen der DD-Gruppe Artland-Südoldenburg jedenfalls hatten sich zwischenzeitlich deutlich niedriger eingependelt. Das ist aus Sicht eines Zuchtvereines sicher zu bedauern, andererseits sind in vielen Gebrauchshundevereinen unsere Mitglieder in der Vorstandsarbeit eingebunden und damit ein gewisser Informationsfluss gesichert.
Zuchtgeschehen
Die Gründer der Gruppe hatten in ihrer Satzung bereits Bedingungen für die Eintragung in das Stammbuch DD (St.DD) festgelegt. So mussten die Hunde von Vertrauensmännern begutachtet werden. Für Braunschweig-Hannover war 1906 der Kgl. Revierförster Rammisch, Forsth. Krähe bei Nienburg zuständig, somit seiner Zeit die Weser die westliche Grenze züchterischer Betreuung. Artland benannte zunächst Begutachter, u. a. die Herren Wehberg, Lürding, Reiche und Köhne. Zur Unterstützung des Vorstandes war ein Arbeitsausschuss tätig, dem in Anlehnung an die Landkreise Bersenbrück, Cloppenburg und Vechta Vertreter für einen nördlichen Bezirk (Albers, Rippken, Reiche), östlichen Bezirk (Graf von Merveldt, Uptmoor, Köhne) und südlichen Bezirk (Wehberg, Quack und Kreuzkamp) angehörten. Diese Gliederung mit der Ausweitung auf das Emsland spiegelt der heutige Gesamtvorstand der Gruppe noch wieder.
Der erste eigentliche Zuchtwart wurde Heinrich Lürding erst 1950. Lürding hatte den Vorsitz an Heinrich Söte abgetreten. Unterstützt wurde er von den Herren Reiche, Rippken und Köhne. Zuchtwart ab 1954 war Herr Forstmeister Reiche, Cloppenburg, der auf dem Schützenhof in Quakenbrück am 17. Juli 1955 die erste Zuchtschau durchführte, zu der 14 Hunde erschienen. 1958 trat der langjährige Zuchtwart Dr. Jesse, Freren, sein Amt an und hat über viele Jahre richtungsweisend die Zuchtziele des VDD in unserer Gruppe vertreten. U. a. lässt auch die Ausarbeitung der Standardbeschreibung des DD seine Handschrift erkennen. Von 1979 bis 2000 war Frau Friedel Thamann, Nellinghof, als Zuchtwartin tätig und begutachtete die auf ca. dreißig Würfe angestiegene Zuchttätigkeit. Unterstützt wurde sie zunächst von Herrn Pätow, Barenau und später von den Herren Themann, Lohne, Heinrich Jansen, Osterbrock und Bernd Altmeppen, Lingen sowie Rudolf Storost, Gronau im Aufgabenbereich. Seit 2000 betreut nun Alfred Loxterkamp, Kettenkamp die bei einer hohen Wurfzahl eingependelte Zuchttätigkeit.
Vorsitzende der Gruppe seit 1938
1938-1946 Heinrich Lürding, Andorf und
1947-1950
1946-1947 Gustav Wehberg, Bersenbrück
1950-1961 Heinrich Söte, Pente
1961-1986 Theodor Schnepper, Holdorf
1986-2006 Dr. Ludwig Alberty, Damme
2006-2019 Johannes Krage, Spelle-Venhaus
seit 2019 Otto Tiemann, Diepholz
Zuchtwarte der Gruppe seit 1938
Zunächst die Begutachter Wehberg, Lürding und Reiche
1950-1954 Heinrich Lürding, Andorf
1954-1958 Forstmeister Reiche, Cloppenburg
1958-1979 Dr. Jesse, Freren
1979-2000 Friedel Thamann, Nellinghof
seit 2000 Alfred Loxterkamp, Kettenkamp